St. Nimmerlein

Plakatserie bestehend aus 10 fiktionalen Heiligen

"Santa Pharma", "St. Spekulatius" und "Santa Data", Siebdruck-Paste-Ups, Istanbul 2011

 

"St. Nimmerlein" @ 30works Galerie, Köln 2014

"Santa Therma" @ dkw. Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus (photo: Andreas Schanzenbach)

#HolyHelpers – Prozession mit Yaneq als Hohepriester der Church of Phonk. Talar von Johannes Buss. Berlin 2013 (Photo: Just / 1just.de)

"St. Cargo", Siebdruck-Paste-Up, Istanbul 2011

Serie

St. Nimmerlein

St. Redundus @ BLMK Dieselkraftwerk, Cottbus. Photo: Andreas Schanzenbach

10 moderne Heilige

Die 2010 fertiggestellte Plakatserie zum Thema „Moderne Heilige“ besteht aus zehn Heiligen, die als Gruppe den ehemals sehr beliebten, volksnahen Vierzehn Nothelfern ähneln, als Einzelfiguren jedoch frei erfunden sind – was sich auch in der Wahl des fiktiven Heiligen St. Nimmerlein als Projekttitel widerspiegelt. Die einzelnen Plakate behandeln jeweils ein gesellschaftlich relevantes Thema.

Die inhaltliche Auseinandersetzung findet dabei zumeist in ambivalenter Weise statt, nicht zuletzt auch deshalb, weil Themen wie Globalisierung, Gentrifizierung, Klimawandel oder die Finanzkrise in ihrer Komplexität keine einseitigen Standpunkte zulassen.

Im August 2013 haben Various & Gould zusammen mit Jan Kage (aka Yaneq, als dem ‚Hohepriester der Church of Phonk’) eine ‚Heiligenprozession‘ durch Berlin organisiert. In einer Mischung aus Protest und Performance wurden dabei vier Schutzheilige aus der St. Nimmerlein Serie zu bestimmten ‚Orten in Not‘ getragen.

Zitate

„Inspiriert von christlichen Heiligendarstellungen personifizieren sie mit viel Sinn für Humor und Liebe zum Detail die großen Konflikte des 21. Jahrhunderts […]. Und so wird zum Beispiel ‚Sankt Gentrifizian‘ zu einem zeitgenössischen Kiezheiligen ernannt, einem ‚Patron der Hausbesetzer, Demonstranten und Vermummten, der Graffitisprüher, Stadtsoziologen, Fahrradfahrer und Fußgänger‘.“

Alain Bieber, art – das Kunstmagazin, 2010


„Das christliche Heiligenbild hat sich in der Frühkirche entwickelt, um an Märtyrer*innen zu erinnern. Häufig stellt man sie mit ihren Marterwerkzeugen dar und sie können für jeweils affine Berufe oder soziale Gruppen als Schutzheilige dienen, wie zum Beispiel die hl. Apollonia für Zahnärzt*innen. Die modernen Heiligen von Various & Gould greifen hingegen akute Probleme auf, wie Missbrauch, Migration oder Gentrifizierung. Ihre Attribute stehen weniger für ein individuelles Leiden, als vielmehr für gesellschaftliche Missstände.“

Ilaria Hoppe, Professorin für Kunst in gegenwärtigen Kontexten und Medien, KU Linz, im Buch Various & Gould: Permanently Improvised, 2019

Photos