Serie: Künstlerische Auseinandersetzung mit Broken-Windows-Theorie.
In der 2015 begonnenen Serie „Broken Windows“ nehmen Various & Gould Bezug auf die gleichnamige Theorie der Sozialforscher Wilson und Kelling aus dem Jahr 1982, in welcher ein zerbrochenes Fenster eines leerstehenden Gebäudes als Auslöser für eine Verwahrlosung der Nachbarschaft und den Anstieg von Kriminalität angeführt wird. Die Theorie setzte 1994 in New York den Grundstein für die Nulltoleranzstrategie, die zu erhöhter Polizeipräsenz und rigoroser Ahndung von Bagatelldelikten führte. Für die Serie verwenden Various & Gould kaputte, teils selbst eingeschmissene Fenster in leerstehenden Gebäuden als Schablonen für ihre Leinwände.
Durch den Einsatz von halbtransparenter Sprühfarbe entsteht eine Überlagerung abstrakter Farbflächen. Wie in der Theorie, bilden zerbrochene Scheiben den Ausgangspunkt für eine Entwicklung, wobei hier die Zerstörung in ein konstruktives Schaffen überführt wird – als Metapher für das Entstehen kreativer Prozesse im urbanen Kontext.
„In Berlin hat das Künstlerduo Various & Gould nun erforscht, was passiert, wenn man Glasscheiben in verlassenen Gebäuden als Elemente von Kunstwerken verwendet und das Zerbrechen der Scheiben Bestandteil des künstlerischen Prozesses wird. Die Künstler*innen werfen Steine gegen das Glas, so dass es zersplittert. Anstatt das Ergebnis aber als zerstört zu begreifen, verwenden sie es als Schablone. Durch das Loch im Glas kann Farbe auf eine dahinter hängende Leinwand gesprüht werden; die übereinander gelagerten Brüche der Scheiben erzeugen vielschichtige, abstrakte Formen. Das kaputte Glas staffelt sich in transparenten Segmenten: So bleiben nicht einfach nur Schutt und Scherben übrig, wie es die Broken-Windows-Theorie suggeriert, sondern es kommt zu einer künstlerischen Weiterentwicklung.“
Alison Young, Publizistin und Professorin für Kriminologie, im Buch Various & Gould: Permanently Improvised, 2019