Monumental Shadows – Koloniales Erbe neu denken

Eine partizipative Projektreihe im öffentlichen Raum zu kolonialen Spuren in der Erinnerungskultur.

Monumental Shadows –
Koloniales Erbe neu denken

Monumental Shadows Berlin, 2021. Photo: Raisa M. Galofre Cortés

„Monumental Shadows“ ist eine fortlaufende Reihe von partizipativen Kunstprojekten im öffentlichen Raum. Im Fokus steht die Auseinandersetzung mit kolonialen Spuren in der heutigen Erinnerungskultur. Mehr Informationen und Bilder finden sich auf der eigenen Webseite des Projektes: monumental-shadows.net

Zum Auftakt im Jahr 2021 haben Various & Gould zusammen mit Colonial Neighbours (SAVVY Contemporary) und weiteren Künstler*innen das Berliner Bismarck-Nationaldenkmal in wochenlanger Arbeit mit Papier eingepackt und diese Hülle anschließend symbolisch vom Sockel geholt.

Kuratiert von Lynhan Balatbat-Helbock hat sich das Pilot*projekt in vier Teile, sogenannte „Shadows“, gegliedert: Intervention, Performance, Workshop und Panel. Weitere beteiligte Künstler*innen waren u. a. Daniela Medina Poch, Juan Pablo García Sossa, Thomias Radin, Jumọke Adeyanju, Natisa Exocée Kasongo und Delawhere. In den verschiedenen Formaten haben Teilnehmer*innen die Spuren und Auswirkungen des Kolonialismus bis zum heutigen Tag thematisiert.

Aktuell arbeiten Various & Gould und der Kulturmanager Noah Anderson daran, die Projektreihe gemeinsam mit Partner*initiativen in anderen Städten und Ländern fortzuführen.

Monumental Shadows @ „Bismarck-Streit“, Zitadelle Spandau

Links zu Monumental Shadows

Projektwebseite: monumental-shadows.net

Monumental Shadows auf Instagram und auf LinkedIn

Email: info@monumental-shadows.net

Monumental Shadows Berlin, 2021

Projektauftakt, Berlin 2021

Monumental Shadows Berlin wurde initiiert von Various & Gould und entstand in Zusammenarbeit mit Colonial Neighbours (SAVVY Contemporary).

Die Bilder zeigen Shadow #1, die Intervention am Berliner Bismarck-Nationaldenkmal. Photos und Infos zu den anderen Berliner Shadows #2 bis #4 (Performance, Workshop, Panel) und eine komplette Teamliste mit allen beteiligten Personen finden sich auf: monumental-shadows.net. Dort gibt es auch mehr Informationen zu Bismarck als Gastgeber der „Kongo-Konferenz“.


Ausstellung

In der Ausstellung „Bismarck-Streit – Kultfigur und Denkmalsturz“ auf der Zitadelle Spandau sind bis zum 01. April 2024 das Monumental Shadows Video und die großen Fragmente der entstandenen Denkmal-Abformung zu sehen.


Presse zu Monumental Shadows Berlin (Auswahl)

Monopol Magazin | Süddeutsche Zeitung | nd-aktuell | Brooklyn Street Art (BSA)


Dokumentation

Monumental Shadows Berlin wurde von Raisa M. Galofre Cortés (Fotos) und Frederic Leitzke / editude pictures (Film) begleitet. Ein weiteres Foto stammt von Pierre Adenis.


Förderung

Das Berliner Projekt wurde gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa des Landes Berlin und dem Berliner Projektfonds Urbane Praxis, mit freundlicher Unterstützung von Zapf Umzüge.

Konzept

„Monumental Shadows“ ist ein partizipatives Projekt im öffentlichen Raum, das das Andenken an Kolonialfiguren vom Sockel holt und die Schatten von Geschichte und Gegenwart verschiebt.

Auch wenn immer mehr europäische Länder beginnen, sich mit ihrer kolonialen Geschichte auseinandersetzen, beherrschen weitreichende Schatten deren Erinnerungskultur. Ehemals kolonisierende und kolonisierte Länder verbindet eine komplexe, gewaltvolle Vergangenheit, die bis in die heutige Zeit nachklingt.

Das Kunstprojekt „Monumental Shadows“ setzt sich mit Erinnerungskultur auseinander und beschäftigt sich mit Kunstwerken und Denkmälern, die weiterhin Kolonialgeschichte in den öffentlichen Raum einschreiben. In einer Kombination aus künstlerischer Zusammenarbeit, inhaltlicher Debatte und öffentlicher Diskussion wird der Zusammenhang von Kolonialismus und heutigem Rassismus sichtbar gemacht.

Für „Monumental Shadows“ ist eine Reihe von sieben künstlerischen Papier-Abformungen von Denkmälern in Europa geplant. Vor dem historischen Hintergrund der Berliner „Kongokonferenz“ (1884/85) handelt es sich um Monumente, die einen Bezug zum europäischen Kolonialismus in Afrika haben und heute in Ländern stehen, welche maßgeblich an der Konferenz beteiligt waren und bis bis in die Gegenwart von ihr profitieren.

Die ausgewählten Denkmäler und die mit ihnen verbundenen historischen Persönlichkeiten werden in der Geschichtsschreibung ihres jeweiligen Landes (und darüber hinaus) noch immer positiv dargestellt oder sogar glorifiziert. Dabei werden die koloniale Ausbeutung und imperialistischen Gräuel, für die sie verantwortlich zeichnen, verschwiegen, verharmlost oder beschönigt. Einerseits liegt ihr Anteil am Kolonialismus für große Teile der Gesellschaft im Schatten, während ihr Wirken andererseits noch immer einen Schatten auf die Leben vieler Menschen wirft.

Ziel des Projektes ist es, diese Denkmäler zu entmonumentalisieren, indem sie symbolisch vom Sockel gehoben und mit neuen Bedeutungen aufgeladen werden. Die visuelle Gestaltung der Hülle nimmt Bezug auf das jeweilige Monument und dessen koloniale Geschichte. Durch die Leichtigkeit und Verformbarkeit des Papiers wird ihre Vergänglichkeit sichtbar.

Anschließend werden die entstandenen Abformungen in Ver-Formances performativ verformt und damit sogar berührbar. Es wird begreifbar: Geschichte ist nicht statisch, und alle Menschen sind Teil von ihr. Das Anliegen von Monumental Shadows ist es, die Wirkmacht der weißen Narration zum Kolonialismus zu brechen, indem ein Perspektivwechsel vorgeschlagen wird. Dabei ist es wichtig, die eurozentristische Sicht und Erzählweise nicht länger unkommentiert zu reproduzieren.

Es ist längst überfällig, die bisher häufig verschwiegenen und ignorierten Geschichtsschreibungen und -erzählungen von Schwarzen Personen und People of Color stärker ins Licht und in die Aufmerksamkeit zu rücken. Erst wenn sie Teil einer gemeinsamen Erinnerungskultur sind, kann sich eine kolonial- und rassismuskritischen Gesellschaft entwickeln.